Die bunte Welt der Katholiken – Der Dom

Ein Dom ist immer eine Kirche, die auffällt: Entweder durch ihre Größe, ihre besondere Bedeutung oder durch historische, architektonische oder künstlerische Besonderheiten. Aber die Verwirrung wird sicherlich Groß, wenn man allein einmal den für die römisch-katholische Kirche bedeutenden Petersdom in Rom als Beispiel heranzieht: Eigentlich heißt er ja Sankt Peter im Vatikan, doch im deutschen Sprachgebiet wird er meist einfach Petersdom genannt – und jeder weiß, welche Kirche damit gemeint ist. Nun wird er aber auch als Petersbasilika bezeichnet (Basilica Sancti Petri in Vaticano). Oder auch als Templum Vaticanum. Außerdem ist das doch die große Hauptkirche in der Vatikanstadt. Da wohnt auch der Papst, der Bischof von Rom. Ist es also eine Kathedrale? Oder ein Tempel? Eine Basilika? Ein Dom, wie die Deutschsprachigen es nennen? Oder schlicht eine Kirche, schließlich wird sie ja auch einfach Sankt Peter im Vatikan oder Peterskirche genannt?

Zuallererst: Viele Kathedralen werden als Dom bezeichnet, doch nicht jeder Dom ist eine Kathedrale! In der Neuzeit wurde statt des Begriffes Kathedrale (siehe Teil 1: Die Kathedrale) der Name Dom üblicher, abgeleitet aus dem Lateinischen „domus“ = Haus und verstanden im Sinne von „Gemeinde-Haus“ oder auch „Haus Gottes“ (domus dei). Ursprünglich galt dieser Begriff aber der bischöflichen Hauskapelle. Auch einige bedeutende Stiftskirchen oder Pfarrkirchen erinnern allein aufgrund ihrer Größe an einen Dom oder eine Kathedrale. Manche von ihnen werden im volkstümlichen Sprachgebrauch deshalb auch tatsächlich als Dom bezeichnet. Im deutschen Sprachgebiet, insbesondere in Österreich, versteht man darunter aber üblicherweise eine Kirche, die auch Sitz eines Bischofs ist (z. B. in Wien, Salzburg, Köln oder Mainz) oder ein solcher einmal war (z.B. in Xanten oder Worms). In Italien leistete sich durchaus die ein oder andere Stadt aus repräsentativen Gründen einen eigenen „duomo“, auch ohne Bischofssitz. Und so zeichnet sich unterm Strich ein Dom in aller Regel dadurch aus, dass er besonders bedeutend, besonders groß oder künstlerisch wertvoll ist.

Aber zurück zum Petersdom: Selbstverständlich ist der Petersdom eine Kirche (dazu später mehr). Er ist auch eine Basilika, sogar die größte Papstbasilika in Rom und eine der größten Kirchen der Welt. Was eine Basilika ist, werde ich in einem weiteren Beitrag erklären. Eine Kathedrale ist der Petersdom aber erstaunlicherweise nicht, denn der Sitz des Bischofs von Rom ist die Lateranbasilika. Auch wenn der Petersdom in alten Quellen bereits Templum Vaticanum genannt wurde, um einen Nachfolger eines römischen Tempels, wie z. B. das berühmte Pantheon in Rom, handelt es sich beim Petersdom nicht. Die Begrifflichkeit des Tempels werde ich in einem späteren Beitrag erläutern. Im antiken Rom war dort, wo heute der Petersdom steht, nichts zu finden als der vatikanische Hügel und Gräber, da sich dieser Ort außerhalb des alten Roms befand. Der Vorgängerbau von St. Peter wurde so um 324 durch Kaiser Konstantin der Große in Form einer Basilika über der Grabstätte des Simon Petrus errichtet (Alt St. Peter). Der imposante Neubau wurde erst 1.200 Jahre später durch Papst Julius II. in Angriff genommen und konnte erst weitere 120 Jahre später, im Jahr 1626, durch Papst Urban VIII. eingeweiht werden. Die Kuppel des Doms befindet sich genau über dem Grab des Apostels Simon Petrus.

Die Kirche St. Peter wird deshalb als Dom bezeichnet, weil

a) ihr mit dem Grab des Apostels Simon Petrus eine besondere Bedeutung zukommt
b) weil einige der größten Baumeister ihrer Zeit daran mitwirkten (z. B. Bramante, Buonarroti, Bernini)
c) weil sie eine der sieben Pilgerkirchen Roms ist
d) weil sie eine der größten Kirchen der Welt ist
e) weil sie eine Papstbasilika ist (lange Zeit als Patriarchalbasilika des (Lateinischen) Patriarchen von Konstantinopel)

Auf St. Peter im Vatikan trifft somit so ziemlich alles zu, was wir eingangs bezüglich Größe, Bedeutung und Besonderheiten als Kriterien für einen Dom definiert haben. Allein eine Kathedrale ist er nicht. Aber das macht ja nichts, denn Petrus selbst sitzt darin auf einem Bischofsstuhl. Man kann ihn dort besichtigen.

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