Alles neu macht der Mai: Konntest du die Schöpfungskraft spüren?

Nun ist er bald vorbei, der schöne Wonnemonat Mai. Naja, etwas durchwachsen war er ja dieses Jahr, aber trotzdem ergrünte es überall mit aller Macht. Die Kinder tirilierten fröhlich ihr erlerntes Frühlungslied „De-her Mai ist gekommen, die Bo-häume schlagen aus …“ und gingen in Deckung, um vermeintlichen Schlägen auszuweichen. Überall regte es sich in der Natur: Blüten sprossen aus ihren Knospen, zarte grüne Blätter aus allem was im Winter zuvor traurig, nackt und leer ausgesehen hatte. Ein Sinnbild für das Werden und Vergehen, den Tod und das Leben. Direkt vor unseren Augen. Aus dem toten, vorher frostharten Boden, spriesste es, das pralle Leben. Fruchtbarkeit wurde sichtbar, greifbar. In der katholischen Kirche wurde der Marienmonat Mai begangen, in dem wir auf besondere Weise der Gottesmutter Maria gedenken und uns des Neuanfangs erfreuen. Auch die jungen und alten Mütter wurden am Muttertag geehrt. Ist es nicht ein schöner Monat, der so eindrücklich das Neuwerden der Schöpfung sichtbar vor unsere Augen treten lässt? Langweilig? Zugegeben, es gibt große, kleine, wichtige, traurige Ereignisse und beunruhigende Nachrichten aus aller Welt. Aber vergessen wir nicht die Handschrift Gottes im Alltäglichen zu lesen, in der Natur, besonders in den Jahreszeiten, in Tag und Nacht, in Saat und Ernte.

Wenn man Menschen auf der Straße fragt, was denn das Gegenteil von Tod sei, bekommt man in einigen Teilen der Welt eine erstaunliche Antwort. In unseren Breiten würde man sofort sagen: Leben! Andernorts hört man aber manchmal: Geburt! Darüber muss man nachdenken. Wenn Geburt und Tod also nur Ein- und Austrittspforten sind, dann ist ja das Leben etwas Übergreifendes, etwas Unendliches. Und schon sind wir bei dem, was wir Christen das ewige Leben nennen würden. Im Mutterleib wussten wir nicht, was uns draußen erwartet. Jetzt wissen wir mehr. Durch die Geburt treten wir in diese Welt und Lebensschule ein, durch den Tod treten wir in etwas Neues, uns noch weitgehend Verborgenes ein.

Diese Verborgenheit, wie hinter einem Schleier, wurde übrigens ein bisschen gelüpft, um einen Vorgeschmack darauf zu bekommen. Im Buch der Offenbarung in der Heiligen Schrift wird uns Menschen in bildlicher Sprache ein kleiner Einblick gewährt in die Schönheit der himmlischen Liturgie. Ein Blick hinter den Vorhang sozusagen. Einen kleinen Sneak Preview. Mehr dazu demnächst hier  in meinem Blog Himmel 1.0 – Sneak Preview. „Offenbarung“ steht im ursprünglichen Sinne des Wortes für jenen Moment einer jüdischen Hochzeit, in dem der Bräutigam den Schleier seiner Braut lüften darf, um ihr erstmals als Angetrauter direkt ins Gesicht sehen zu können. Ein schönes Bild. Im Englischen wird das deutlicher: Dort heißt Offenbarung „Revelation“. Ein Schleier ist ein „veil“. „Re-veil-ation“ ist somit, sehr viel wörtlicher als im Deutschen, die „Ent-Schleierung“. Und die bezieht sich im Geiste der Johannesoffenbarung auf die fruchtbringende Vermählung von Braut und Bräutigam (ein Schuft, der in Zeiten des Homo-„Ehe“-Referendums Böses dabei denkt). Im Himmel wird unsere Hochzeit gefeiert. Wir werden mit Gott vereint sein. Immer wieder lesen wir in der Schrift von Jesus als unserem Bräutigam und der Kirche als Braut. Sein erstes Wunder wirkte er auf einer Hochzeit. Er selbst lädt uns zum Hochzeitsmahl ein:

Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete. (Matthäus 22,1f)

Jemand sagte zu mir: Schreib auf: Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist. (Offenbarung 19,9)

Jesus Christus hat uns in Bezug auf das Leben und den Himmel eine konkrete Hoffnung gegeben, die wir in glaubender Gewißheit für uns in Anspruch nehmen dürfen:

Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. (Johannes 10,28)

Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod. (1. Korinther 15,26)

Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? (Johannes 14,2)

Für alle, die noch genügend Atem haben, nachfolgend noch eine kleine Anekdote aus meinem Leben: Ein Ereignis des Neuwerdens in der Natur habe ich in guter Erinnerung, das schon Jahrzehnte zurückliegt und mich persönlich sehr beeindruckte. Als ich vierzehn Jahre alt war fuhr ein gewaltiger Sturm in ein kleines Waldgebiet nahe meines Wohnortes. Das Unwetter ging mit ungeheuer vielen Blitzen einher. Dieses wunderschöne Waldgebiet zog sich auf einen kleinen Berg hoch, recht nah an einer Hauptstraße mit Straßenbahnschienen. Es war ein gewohnter Teil meines jungen Lebens, den Berg hinauf durch diesen Wald zu laufen. Aber nach diesem Jahrundertunwetter glich das, was ich zu kennen glaubte einer Wüste. Schon von Ferne, aus der Straßenbahn heraus, konnte man erkennen, dass ein größerer Teil abgebrannt war und ein anderer Teil vom Sturm komplett verwüstet wurde. Direkt davor war meine Haltestelle und ich mußte wieder auf den Berg hoch. Es war zunächst furchtbar für mich, diese Zerstörung anzusehen. Nicht mißverstehen. Ich war ein durchaus kerniger Bursche, der einiges vertrug. Aber was ich sah glich wirklich einer Katastrophe. Gewohnte Fixpunkte waren weg, Bäume lagen geknickt, gebrochen, verbrannt, umgestürzt kreuz und quer verteilt über das ganze Gebiet, das ich mal als meinen Wald kannte. Die Wege waren größtenteils unpassierbar geworden und ich war recht bestürzt darüber, dass die Umgebung regelrecht „gestorben“ war. Daheim erklärten mir meine Eltern, dass das ganze sehr traurig sei, das es nun aber auch eine neue Chance für noch zarte, junge, hellgrüne Pflänzchen geben wird, die viel Licht brauchen, um zu wachsen und einmal selbst große gesunde Bäume zu werden. Unter den alten Bäumen mit ihren hohen und dichten Baumkronen konnte nicht mehr viel gedeihen, weil das Sonnenlicht nicht bis zur Erde gelangte. Die alten großen, teilweise morschen Bäume wurden nun durch ihre Asche zum idealen Dünger für die neuen Pflanzen. Es wurde ein sehr fruchtbarer Boden für Neues. Nur einige Zeit später war das Bild sehr eindrücklich, aber ich habe selten schöneres gesehen: Eine Art Lichtung war entstanden, in die das Sonnenlicht den ganzen Waldboden durchfluten konnte. Es ergab einen atemberaubenden Anblick von zartem Grün. Junge grüne Blätter in allen Farbnuancen, kleine Bäume und Grünpflanzen überzogen die ganze Lichtung, windgeschützt von den stehengebliebenen großen Bäumen ringsumher. Bis heute kann man sehen, dass dieser Waldabschnitt ein besonderer ist, er unterscheidet sich durch gesunde, schöne, junge und hochgewachsene Bäume, die aber auch dem Waldboden noch genügend Licht gewähren… Ja, bis eines Tages vielleicht auch sie alt und morsch werden und es Zeit ist, dass etwas Neues entsteht. ❦